Grüner Wasserstoff kann 7 Millionen PKW dekarbonisieren, Biokraftstoffe weiter unverzichtbar
Nach Berechnungen des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) würde die im Konjunkturprogramm und voraussichtlich auch in der Wasserstoffstrategie der Bundesregierung vorgesehene deutsche Wasserstoffproduktion im Jahr 2030 ausreichen, um über 7 Millionen Brennstoffzellen-Pkw zu betanken. Allerdings wäre dies nicht genug, um den Individualverkehr mit seinen derzeit 47,7 Millionen Autos zu dekarbonisieren. „Um den dürftigen Klimaschutzbeitrag des Straßenverkehrs bis 2030 merklich zu verbessern, müssen alle alternativen Antriebe und Kraftstoffe genutzt werden. Dazu gehören neben Wasserstoff und Elektromobilität auch Biokraftstoffe“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim VDB. Er mahnte an, dass Wasserstoff aus erneuerbaren Energien produziert werden müsse, damit er tatsächlich zum Klimaschutz beiträgt. Im Jahr 2019 erreichten die Erneuerbaren einen Anteil von 42,7 Prozent am deutschen Strommix. „Würden die Regeln für Biokraftstoffe auch auf Wasserstoff angewendet, dürfte er beim heutigen Strommix noch nicht auf die deutsche Förderung angerechnet werden, weil seine Treibhausgasminderung zu gering ist“, sagte Baumann. Damit Biodiesel, Bioethanol und Biomethan unter die deutsche Förderquote fallen, müssen sie den Treibhausgasausstoß mindestens um 50 Prozent im Vergleich zu fossilem Kraftstoff verringern. Biokraftstoffe mindern die Emissionen um bis zu 90 Prozent. „Wir begrüßen den Ausbau von Wasserstoff sehr. Allerdings müssen noch die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass es sich um eine nachweisbaren und nennenswerten Klimaschutzbeitrag handelt“, sagte Baumann.
Die Bundesregierung will nach bisherigen Informationen über die Wasserstoffstrategie die Forschung im Wasserstoffbereich mit 7 Milliarden Euro fördern. Ein wichtiges Ziel ist es, die Kosten von grünem Wasserstoff deutlich zu senken. Dessen Treibhausgasvermeidungskosten liegen derzeit bei etwa 250-500 Euro pro Tonne CO2. Im Vergleich dazu vermeiden Biodiesel, Bioethanol und Biomethan den Ausstoß einer Tonne CO2 für 150-200 Euro. Allerdings ist noch unklar, ob grüner Wasserstoff schwerpunktmäßig in der Industrie, im Wärme- oder Verkehrssektor eingesetzt wird. Für den Einsatz im Verkehr fehlt bisher eine Tankstelleninfrastruktur. Da bisher kaum Produktionsanlagen in industriellem Maßstab vorhanden sind, wird es noch einige Jahre dauern, bis Wasserstoff einen spürbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. „Es ist sinnvoll, Wasserstoff als neuen Energieträger für den Straßenverkehr in den Markt zu bringen. Um das 2030-Verkehrsziel zu erreichen, muss die Bundesregierung allerdings alle Möglichkeiten zur Minderung von Treibhausgasemissionen nutzen. An Biokraftstoffen führt deshalb kein Weg vorbei“, sagte Baumann.
In den kommenden Monaten wird die Bundesregierung die europäische Erneuerbare Energien- Richtlinie II (RED II) in deutsches Recht umsetzen. Dabei werden wichtige Weichen für die Zukunft des Klimaschutzes im Verkehr gestellt. Nach Berechnungen des VDB führt jedoch eine direkte Umsetzung der RED II nicht zu deutlich sinkenden Treibhausgasemissionen im Verkehr. Hierfür ist eine deutlich ambitioniertere Vorgehensweise erforderlich, auch um das deutsche Klimaziel für 2030 zu erreichen. Die Richtlinie sieht zum Beispiel keine gesonderte Förderung von Wasserstoff vor. „Wir fordern die Bundesregierung auf, sich aller verfügbaren Technologien zu bedienen, die Klimaschutz im Straßenverkehr ermöglichen. Wenn erneuerbare Kraftstoffe weiterhin die lediglich untergeordnete Rolle spielen, die sie bisher einnehmen, werden die deutschen Klimaziele krachend verfehlt“, sagte Baumann. „Biodiesel, Bioethanol und Biomethan stellen derzeit rund 90 Prozent der Erneuerbaren Energien im Verkehrssektor. Sie sind unverzichtbar und können auch in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz im Straßenverkehr leisten.“
Annahmen zur Berechnung der Brennstoffzellen-PKW:
Insgesamt 5 GW Anlagen, 4000 Volllaststunden (laut Konjunkturprogramm der Bundesregierung), Wirkungsgrad Elektrolyse 70 %, PKW mit 15.000 km/a, Verbrauch 13 kWh/100 km
Ansprechpartner
Frank Brühning
Pressesprecher
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