Wir produzieren mehr als Biokraftstoffe

Mit der Herstellung von Biokraftstoffen werden vielfältige Koppelprodukte gewonnen, die wesentliche Beiträge zur Ernährungssicherheit und zur Bioökonomie leisten. Wichtige Abnehmer finden sich neben Nahrungsmittelproduzenten auch in der Pharma- und Chemieindustrie. Diese Unternehmen eint das Bestreben, fossile durch biologische Produkte zu ersetzen. Einige Beispiele:

Futtermittel

Biokraftstoffe aus landwirtschaftlichen Rohstoffen tragen auch zur Versorgung von Nutztieren bei. Denn im Produktionsprozess entsteht ein wertvolles Koppelprodukt: eiweißhaltiges Futtermittel. Wird beispielsweise Rapsöl – die wichtigste Basis für Biodiesel made in Germany – gewonnen, fällt Rapsschrot an als fester Rückstand an. Rapsschrot ist das bedeutendste Proteinfuttermittel in Deutschland, es substituiert importiertes Sojaschrot. Pro Liter Biodiesel entsteht etwa 1 Kilogramm Rapsschrot.

Bei der Herstellung von Bioethanol fällt als Destillationsrückstand Schlempe an, die hauptsächlich Eiweiß, Fette und Mineralstoffe enthält. Trockenschlempe (sogenanntes Dried Distillers Grains with Solubles, DDGS) wird in der Tierhaltung als Futtermittel eingesetzt.

Eiweißpflanzenstrategie nur mit heimischen Biokraftstoffen

Die Eiweißpflanzenstrategie des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) zielt darauf ab, die Abhängigkeit von importierten Eiweißfuttermitteln zu reduzieren und mehr heimische Proteinpflanzen anzubauen. Das verbessert die Versorgungssicherheit, reduziert Transporte und unterstützt eine nachhaltige, regionale Landwirtschaft. Biokraftstoffe spielen folglich in der Futtermittelversorgung eine zentrale Rolle: Bei der Biokraftstoffherstellung entstehen wertvolle Koppelprodukte, hauptsächlich proteinreiche Futtermittel wie Rapsschrot und Trockenschlempe. So werden Importe für die Produktion von Tierfutter – insbesondere von Soja aus Übersee – reduziert. Damit stärken Biokraftstoffe die deutsche Eiweißstrategie und leisten einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Landwirtschaft.

„Ohne Koppelprodukte aus heimischer Biokraftstoffproduktion müsste Deutschland rund 50 Prozent mehr Soja-Futtermittel importieren.“

Glycerin

Während des Umesterungsprozesses entsteht neben Biodiesel als Nebenprodukt zu 10% auch Glycerin. Bei einer jährlichen Produktion von 3,5 Millionen Tonnen Biodiesel fallen in Deutschland etwa 350.000 Tonnen Glycerin an. Es wird in der Pharmaindustrie verwendet, zum Beispiel zur Herstellung von Tabletten, Zahnpasta und Seifen. Glycerin aus der Biodieselproduktion hat sein fossiles Pendant auf dem deutschen Markt vollständig verdrängt. Wichtig für den Bioökonomie-Standort, denn Deutschland ist der größte Glycerinhersteller Europas.

Lecithin

Bevor Pflanzenöle zu Biodiesel verarbeitet werden können, werden sie raffiniert. Dabei entsteht Lecithin. In Lebensmitteln kommt es als Trennmittel zum Einsatz, beispielsweise in Schokolade, Backwaren oder Dressings. Aber auch die Futtermittel-, Kosmetik-, Pharma-, Farb- und Textilindustrien fragen Lecithin aufgrund seiner chemischen Eigenschaften und vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten nach. Damit trägt es zur Wertschöpfung der Biodieselproduktion bei.

Ansprechpartner
Gunnar Placzek

Referent Politik
+49 (0)30 726259-10
placzek@biokraftstoffverband.de

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