Die nachhaltige Dieselalternative
Biodiesel leistet derzeit den größten Beitrag, um die Antriebsenergie im Straßenverkehr zu dekarbonisieren. Biodiesel ersetzt fossilen Dieselkraftstoff in Pkw und Nutzfahrzeugen, standardmäßig durch die Beimischung von 7 Prozent Biodiesel (B7). Ziel für die Klimapolitik muss es sein, die Beimischung auf B20 oder B30 zu erhöhen und B100 attraktiv zu machen.
Nachhaltige Rohstoffe
Die deutsche Biodieselindustrie ist Marktführer in der EU. In Deutschland basiert die Biodieselherstellung hauptsächlich auf Raps, der 2022 einen Anteil von etwa 55 Prozent der eingesetzten Rohstoffe ausmachte. Für die Landwirtschaft ist der Rapsanbau in einer drei- bis vierjährigen Fruchtfolge besonders wertvoll. Raps lockert mit seinen Wurzeln den Boden auf und reichert ihn wie kaum eine andere Ackerpflanze mit Nährstoffen an. So fällt der Weizenertrag um bis zu zehn Prozent höher aus, wenn auf der Fläche im Vorjahr Raps angebaut wurde.
Abfälle und Reststoffe stehen auf Platz zwei der Rohstoffliste: Altspeisefette mit 27 Prozent (2022) und tierische Fetten mit rund 2 Prozent der deutschen Produktion. Biokraftstoffe aus tierischen Fetten können erst seit 2021 in Deutschland angerechnet werden. Palm- und Sojaöl spielen für die deutsche Biodieselproduktion nur eine untergeordnete Rolle. Biokraftstoff aus Palmöl wird seit 2023 nicht mehr auf die Treibhausgas-Quote angerechnet – und scheidet ohne diesen Anreiz de facto aus dem Markt aus.
Nachhaltigkeit
Die Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung stellt sicher, dass Agrarrohstoffe für die Biokraftstoffproduktion nachhaltig angebaut werden und nicht von ehemaligen Regenwaldflächen, Grünland oder Torfmooren stammen. Aber nicht nur das: Die gesamte Wertschöpfungskette – vom Anbau bis zur Biokraftstoffherstellung – wird durch unabhängige, geprüfte Auditoren kontrolliert und zertifiziert. Bei abfall- und reststoffbasierten Biokraftstoffen ist statt des landwirtschaftlichen Anbaus die Sammlung der Rohstoffe Bestandteil der Nachhaltigkeitsdokumentation. Die EU-Kommission ist verantwortlich für die Zulassung der Zertifizierungssysteme. Damit ist die Branche Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit.
Herstellung: Biodiesel aus Rapsöl
Aus dem landwirtschaftlichen Rohstoff, den Rapskörnern, wird in einem ersten Prozessschritt in der Ölmühle Rapsöl gewonnen. Dabei entsteht ein wesentliches Koppelprodukt: Rapsschrot, ein hochwertiges Eiweißfuttermittel für Nutztiere. Etwa 60 Prozent der Rapssaat werden als Futtermittel verwendet, während nur rund 40 Prozent – nämlich das enthaltene Öl – für Biodiesel genutzt werden.
Die Herstellung von Biodiesel selbst umfasst einen chemischen Prozess, bei dem Pflanzenöl durch Umesterung in Fettsäuremethylester (FAME), den Biodiesel, umgewandelt wird. Dafür wird dem Ausgangsprodukt Methanol und ein Katalysator hinzugefügt. Das Gemisch wird auf 50 bis 65 Grad erhitzt. Nach mehreren Stunden bilden sich zwei Schichten: Roh-Biodiesel und Glycerin, ein weiteres wichtiges Koppelprodukt. Überschüssiges Methanol wird vom Biodiesel abgetrennt, gereinigt und kann anschließend wiederverwendet werden.
Altspeisefette, tierische Fette und andere Abfälle/Reststoffe zur Biodieselproduktion werden einer Vorbehandlung (z. B. Filtration) unterzogen. Aufgrund des hohen Gehaltes freier Fettsäuren wird häufig eine Vorveresterung durchgeführt, bevor die Triglyceride der Umesterung unterzogen werden.
Einsatzmöglichkeiten und Blends
Biodiesel hat einen vergleichbaren Energiegehalt wie fossiler Diesel und bietet zahlreiche Vorteile: Der erneuerbare Kraftstoff ist nahezu schwefelfrei, besitzt eine hervorragende Schmierfähigkeit, gute Zündwilligkeit und einen hohen Sauerstoffanteil von 11 Prozent. Die verbesserte Verbrennung sorgt für weniger Ruß und Rückstände im Motor. Reiner Biodiesel auf Basis von Rapsöl kann in unseren Breiten bis zu einer Temperatur von -12 Grad Celsius verwendet werden. Durch Additive erhöht sich die Wintertauglichkeit auf -20 Grad. Biodiesel aus Altspeisefett und Tierfett besitzt eine geringere Kältestabilität und wird in der Regel in Mischungen mit Rapsbiodiesel eingesetzt.
Biodiesel wird vor allem im Straßenverkehr genutzt. Dafür wird er in verschiedenen Anteilen mit fossilem Diesel gemischt oder als reiner Biodiesel verwendet. Die gängigen Beimischungen zu fossilem Diesel sind:
- B7: Beimischung von maximal 7 Volumenprozent Biodiesel (DIN EN 590). B7 ist die gängige Dieselsorte an deutschen Tankstellen.
- B10: Beimischung von maximal 10 Volumenprozent Biodiesel (DIN EN 16734). B10 ist bislang in Deutschland nicht für den Verkauf an öffentlichen Tankstellen zugelassen. Die europäische Erneuerbare Energie-Richtlinie III (RED III) sieht vor, dass B10 in allen Mitgliedstaaten angeboten wird und B7 als Standardsorte ersetzt.
- B20/B30: Beimischung von maximal 20 oder 30 Volumenprozent Biodiesel (DIN EN 16709). Für Lkw und Busse in geschlossenen Flotten (z. B. Speditionen oder ÖPNV) bieten B20/B30 eine klimafreundliche Alternative. Der VDB wirbt dafür, die Kraftstoffsorten auch für öffentliche Tankstellen freizugeben.
- B100: Reiner Biodiesel (DIN EN 14214) kann von dafür freigegebenen Nutzfahrzeugen wie Lkw, Bussen und Baufahrzeugen genutzt werden.
Biodiesel kann auch für die Wärmegewinnung in Ölheizungen eingesetzt werden: Sogenanntes Bioheizöl ist ein leichtes, schwefelarmes Heizöl, dem Biodiesel beigemischt ist. Alle Ölheizungen können ohne Anpassungen mit normgerechtem Bioheizöl (DIN V 51603-6) mit einem Biodieselanteil von bis zu 5,9 Prozent betrieben werden. Viele Hersteller haben neue Ölheizungen bereits für Beimischungen von bis zu 10,9 Prozent freigegeben.
Marktdaten
Ansprechpartner
Gunnar Placzek
Referent Politik
+49 (0)30 726259-10
placzek@biokraftstoffverband.de
Mehr Infos
Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel (AGQM)
WebsiteBLE Evaluations- und Erfahrungsbericht 2021
PDFBiokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung (BiokraftNachV)
WebsiteAuch Interessant
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