Biokraftstoffe sind größter wirtschaftlicher Impulsgeber der erneuerbaren Energien
Biokraftstoffe erzielten im Jahr 2021 wirtschaftliche Impulse in Höhe von 4,97 Milliarden Euro. Dies ist nach Angaben des Zentrums für Sonnenenergie und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg (ZSW) der größte Einzelimpuls aller erneuerbaren Energien. Sie liefern damit mehr Impulse als Windkraft (Land und See) und Solar (Photovoltaik und Solarthermie) zusammengerechnet. Die gesamte Herstellungskette im Biokraftstoffsektor steht für rund 20.000 Arbeitsplätze, zumeist im ländlichen Raum. „Die Bedeutung von Biokraftstoffen für Landwirtschaft, Ernährung und Klimaschutz ist ausgesprochen groß. Sie sichern Bauern ihr Einkommen, liefern Eiweißfuttermittel, sind derzeit die einzige in größeren Mengen verfügbare Alternative zu fossilen Kraftstoffen und auf Jahre der bedeutendste Beitrag zum Klimaschutz im Straßenverkehr“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). „Biokraftstoffe sind aus dem Konzert der erneuerbaren Energien nicht wegzudenken und wegen ihrer großen wirtschaftlichen Bedeutung unverzichtbar für den ländlichen Raum.“ Die Publikation des ZSW erfasst wirtschaftliche Impulse als Investitionen in die Errichtung von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien sowie die aus deren Betrieb erwachsenden Aufwendungen. Bei Biokraftstoffen entfällt der größte Anteil der Impulse auf den Anlagenbetrieb und die Beschaffung der verarbeiteten Biomasse. Hinzu kommen Umsätze durch den Verkauf der Biokraftstoffe und Koppelprodukte.
Biokraftstoffe haben im Jahr 2021 rund 10,8 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart. Dies ergaben Berechnungen des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). Demnach vermieden Biodiesel und Bioethanol aus Anbaubiomasse wie Raps oder Getreide 7,2 Millionen Tonnen CO2-Emissionen, Biokraftstoffe aus Abfall- und Reststoffen trugen 3,6 Millionen Tonnen zur Minderung bei. Im Verkehrssektor hatten erneuerbare Energien 2021 einen Anteil von 6,8 Prozent. Strom aus erneuerbaren Energien wurde nach Angaben der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) zu fast 90 Prozent im Schienenverkehr eingesetzt. Insgesamt hatte erneuerbarer Strom demnach einen Anteil von etwa 1 Prozent am Gesamtenergieverbrauch im Verkehrssektor. „Die Zahlen sprechen für sich: Ohne Biokraftstoffe kann die Bundesregierung ihre Klimaziele im Verkehr annullieren. Trotz massiven Ausbaus der Elektromobilität wird es noch Jahre dauern, bis sie einen relevanten Beitrag zur CO2-Vermeidung im Straßenverkehr leistet“, sagte Baumann. „Biokraftstoffe abzuschaffen wäre nicht nur für die Energiewende im Verkehr ein herber Rückschlag. Es würde auch Deindustrialisierung und Schwächung des ländlichen Raumes bedeuten, gerade in Ostdeutschland.“ Er reagierte damit auf das Gesetzgebungsvorhaben von Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Biokraftstoffen aus landwirtschaftlichen Rohstoffen bis zum Jahr 2030 vom deutschen Markt auszuschließen.
Die deutschen Hersteller produzierten im Jahr 2021 rund 3,45 Millionen Tonnen Biodiesel. Nach Angaben der Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) wurden 2,53 Millionen Tonnen Biodiesel und HVO (Hydrogenated Vegetable Oil, hydriertes Pflanzenöl) sowie etwa 1,15 Millionen Tonnen Bioethanol in Deutschland abgesetzt. Deutsche Hersteller produzierten etwa 700.000 Tonnen Bioethanol. Die Fläche für den Rapsanbau für Biodiesel in Deutschland stieg nach Angaben der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) 2021 leicht auf 493.000 Hektar (2020: 471.000) und betrug damit 2,9 Prozent der deutschen Agrarfläche. Raps wird in der Fruchtfolge angebaut. Sie vermindert der Schädlingsdruck und trägt dadurch dazu bei, dass weniger Pflanzenschutzmittel auf den Feldern aufgebracht werden müssen. Die für die Produktion von Rohstoffen für Bioethanol belegte Fläche verharrte auf rund 265.000 Hektar (1,6 Prozent der deutschen Agrarfläche). Nach Schätzungen des VDB nutzten die Hersteller zur Produktion von Biodiesel im Jahr 2021 zu 60,4 Prozent Raps (2020: 52,9 Prozent), zu 23,3 Prozent Altspeisefette (28,9), zu 9,3 Prozent Soja (12,1 Prozent), zu 2,3 Prozent Palmöl (1,3 Prozent), tierische Fette zu 2,2 Prozent (2,2 Prozent) und sonstige Rohstoffe zu 2,4 Prozent (2,6 Prozent).
Gleichzeitig mit Biodiesel und Bioethanol entstehen Eiweißfuttermittel als wichtige Koppelprodukte. So entsteht aus der Rapssaat zu etwa 40 Prozent Pflanzenöl, das zu Biodiesel verarbeitet werden kann. Die übrigen 60 Prozent sind Rapsschrot, das zur Fütterung von Kühen, Hühnern und Schafen dient. Auch bei der Herstellung von Bioethanol fällt proteinreiches Futtermittel an. Die Produzenten von Biodiesel stellten als weiteres Kuppelprodukt 340.000 Tonnen Glycerin her. Die Basischemikalie ist zum Beispiel in Desinfektionsmitteln, Zahnpasta und Schuhcreme verarbeitet. Das in Deutschland verbrauchte Glycerin kommt praktisch ausschließlich aus der Biodieselproduktion. „Häufig verschweigen die Kritiker von Biokraftstoffen, welche Folgen ein Verzicht auf Biodiesel und Bioethanol hätte: mehr fossile Kraftstoffe, höhere CO2-Emissionen im Straßenverkehr und weniger Einkommen in ländlichen Regionen Deutschlands“, sagte Baumann.
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