93 Prozent des benzinbetriebenen Fahrzeugbestands in Deutschland und in der Regel alle Neufahrzeuge können E10 ohne jede Einschränkung tanken. Trotzdem gibt es unbegründete Sorgen: „E10 löst den Tank auf“, „E10 schützt das Klima nicht“, „E10 führt zu Hunger“? Gegenüber Benzin mit einer Beimischung von bis zu zehn Prozent Bioethanol – auch kurz „E10“ genannt – existieren unbegründeterweise viele Mythen und Fehlinformationen. Klar ist: in den USA, Brasilien und Nordeuropa sind höhere Bioethanolbeimischungen schon längst üblich.
Biodiesel und Bioethanol werden oft als Sündenbock für steigende Weltagrarpreise und eine geringere Verfügbarkeit von Lebensmitteln abstempelt und damit für den Hunger in Entwicklungsländern verantwortlich gemacht. Ein direkter Zusammenhang zwischen Weltagrarpreisen und Hunger wird jedoch von führenden Agrarökonomen stark angezweifelt: So sind die Weltmärkte vielfach abgekoppelt von den lokalen Handelsplätzen in Entwicklungsländern, auf denen sich die Menschen mit Lebensmitteln eindecken.
Als „Land Grabbing“ oder Landraub werden Geschäfte bezeichnet, bei denen vor allem in Entwicklungs- oder Schwellenländern großflächig Land verkauft oder verpachtet wird, um darauf Agrarerzeugnisse zu produzieren, die für den Export bestimmt sind. Die heimische Bevölkerung wird häufig mit nicht eingehaltenen Versprechen abgespeist. Auch hierfür sollen Biokraftstoffproduzenten verantwortlich sein – was sich bei näherem Hinsehen als falsch erweist.
Findet durch die weltweite Produktion von Biokraftstoffen eine Verdrängung der Nahrungs- und Futtermittelproduktion auf Gebiete wie Regenwälder statt, was wiederum negative Klimaeffekte zur Folge hat? Dies ist der Vorwurf, wenn es um so genannte „indirekte Landnutzungsänderungen“ (indirect land use change, iLUC) geht. Die Ergebnisse der hierzu vorliegenden Studien sind jedoch in der Wissenschaft höchst umstritten: Zu den Klimaeffekten, vor allem aber zur Nutzung von Biokraftstoffen als Verursacher indirekter Landnutzungsveränderungen, gibt es sehr kontroverse Meinungen.