Biokraftstoffindustrie fordert Beibehaltung der Quoten

Der Einsatz von Biokraftstoffen sollte aktuell nicht gesetzlich eingeschränkt werden. Denn bereits jetzt reagieren die Kräfte des Marktes auf den Krieg in der Ukraine und greifen regulierend ein. „Aktuell berichten verschiedene Biodieselhersteller, dass sie ihre Produktion aufgrund der hohen Rohstoffpreise drosseln. Stattdessen fließt das Rapsöl in die Ernährung. Damit zeigt sich, dass der Markt wirksam auf die durch den Krieg geänderte Versorgungslage antwortet“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). Selbstverständlich müssten auch aus Sicht der Biokraftstoffbranche die Nahrungsmittelmärkte zuerst bedient werden. Es stelle sich allerdings die Frage, auf welchem Wege dieses Ziel erreicht wird. Ein Versorgungsengpass bei Agrarrohstoffen bestehe derzeit nicht. So könne der aktuelle Engpass beim Sonnenblumenöl mit Rapsöl ausgeglichen werden. Aktuell sind die Agrarmärkte wegen des Krieges in der Ukraine jedoch sehr volatil. „Vor einer Diskussion über mögliche gesetzliche Anpassungen muss eine fundierte Analyse der mittelfristigen Versorgungslage stehen. Die aktuelle Lage erfordert kein Eingreifen, das über die Reaktion des Marktes hinausgeht. Schnellschüsse stiften keinen Nutzen, richten aber in verschiedenen Bereichen erheblichen Schaden an“, sagte Baumann.

Entgegen den Befürchtungen vieler Wissenschaftler sei die von der gesetzlich geregelten Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) ausgelöste Nachfrage nach Biokraftstoffen nicht starr. Vielmehr gebe es flexible Optionen, um die Quote zu erfüllen. Hohe Agrarpreise dämpfen die Nachfrage nach Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse. Die THG-Quote schreibt der Mineralölindustrie vor, den Treibhausgasausstoß ihrer Kraftstoffe im Vergleich zum Jahr 2010 um einen bestimmten Anteil zu senken – derzeit um 7 Prozent. Hierzu kann sie Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse einsetzen. Oder die Mineralölunternehmen nutzen Biodiesel aus Abfall- und Reststoffen, die schon heute einen Anteil von knapp 30 Prozent an der Produktion in Deutschland haben. Weitere Erfüllungsoptionen sind erneuerbarer Wasserstoff und E-Autos. Auch ihre Quotenvorräte können die Mineralölunternehmen bei Bedarf einsetzen. Denn die Mineralölindustrie hat in den vergangenen Jahren die THG-Quote regelmäßig übererfüllt. Diese Treibhausgasminderungen werden auf die Folgejahre übertragen und stehen als Reserve zur Verfügung – zum Beispiel bei hohen Biokraftstoffpreisen oder Lieferschwierigkeiten. Gegenwärtig stehen sogar Quotenvorräte aus zwei Jahren – 2019 und 2021 – zur Verfügung.

Erfüllt ein Mineralölunternehmen die THG-Quote nicht, so wird eine Strafzahlung fällig. Es liegt nahe, diese so genannte Pönale zu leisten, wenn die Kosten für Biokraftstoffe höher liegen als die Strafzahlung. Die Nutzung von Quotenvorräten und die Zahlung der Pönale führen zum gleichen Ergebnis: Es werden keine Biokraftstoffe gekauft, die Rohstoffe stehen der Ernährung zur Verfügung. „Eine Reihe von Organisationen wie die Deutsche Umwelthilfe wollen den Krieg in der Ukraine nutzen, um Biokraftstoffe abzuschießen, was ihnen in der Vergangenheit nicht gelungen ist. Die Bundesregierung tut gut daran, keine übereilten Maßnahmen zu treffen. Im Übrigen tragen auch die Koppelprodukte von Biodiesel und Bioethanol ganz wesentlich zur Ernährung bei“, sagte Baumann.

Denn die Biokraftstoffhersteller liefern sowohl Futtermittel als auch Energie. Dies zeigt das Beispiel Raps: Die Rapskörner werden in Ölmühlen gepresst. Dabei gewinnen die Ölmüller zu 40 Prozent Rapsöl. Die verbleibenden 60 Prozent Pressrückstand sind eiweißreiches Tierfuttermittel, zum Beispiel für Milchkühe oder Geflügel. Die Eiweißfuttermittel aus der Biodieselproduktion ersetzen Futtermittelimporte. „Auf diesem Weg trägt Rapsschrot auch zur menschlichen Ernährung bei – ganz unabhängig davon, ob das Rapsöl als Nahrungsmittel dient oder zu Biodiesel verarbeitet wird. Gesetzliche Regelungen drohen, der komplexen Lage nicht gerecht zu werden, Schaden anzurichten und das eigentliche Ziel – die Bereitstellung weiterer Rohstoffmengen für die Ernährung – zu verfehlen“, sagte Baumann.

Ein weiteres Koppelprodukt der Biodieselherstellung ist Glycerin. Viele Waren des täglichen Bedarfs enthalten die Basischemikalie. So ist Glycerin enthalten in Desinfektionsmitteln, Arzneien, Waschmitteln und Kosmetika. Sie stammt in Deutschland als größtem europäischen Produzenten fast ausschließlich aus der Biodieselherstellung.

„Der Markt reagiert und mehr Agrarrohstoffe gehen in den Nahrungsmittelmarkt, es herrschen derzeit keine Versorgungsengpässe und die Biokraftstoffindustrie liefert wichtige Koppelprodukte für die Tierfütterung und die chemische Industrie. Deshalb gibt es aktuell keinen Grund, weshalb die Biokraftstoffquoten abgesenkt werden sollten“, sagte Baumann.

Ansprechpartner
Frank Brühning

Pressesprecher
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