Indonesien erhöht Biodieselbeimischung deutlich – europäische Nachhaltigkeitsstandards spielen zukünftig keine Rolle mehr

Die indonesische Regierung hat die Beimischung von Biodiesel zu fossilem Diesel von bisher 20 Prozent auf aktuell 30 Prozent deutlich angehoben. Damit will sie die Abhängigkeit von Rohölimporten verringern und einen Markt für das dort produzierte Palmöl schaffen, das zu Biodiesel verarbeitet wird. Durch die erhöhte Beimischung soll auch die wegbrechende Nachfrage aus Europa kompensiert werden: Die Förderung von Biodiesel aus Palmöl läuft hier bis 2030 aus Sorge um den Regenwald aus. In der Folge werden zukünftig die verbindlichen Nachhaltigkeitsregeln der Europäischen Union für Biokraftstoffe in Indonesien keine Rolle mehr spielen. „Wir befürchten, dass der Regenwald in Indonesien ohne die EU- Nachhaltigkeitsstandards noch schneller gerodet wird“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). „Die EU erweist dem Erhalt des Regenwaldes, der Nachhaltigkeit und dem Klimaschutz mit ihrer Biokraftstoff- und Palmölpolitik einen Bärendienst.“

Klar ist: Die Nachhaltigkeitsregeln der EU für Biokraftstoffe entfalten bislang eine Wirkung auf die landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen in Indonesien und Malaysia. Es sind zudem zahlreiche Nachhaltigkeitsinitiativen auch für Kleinbauern entstanden. Die Vorgaben haben das Bewusstsein dafür geschärft, dass ausschließlich nachhaltig produziertes Palmöl – also von rodungsfreien Flächen – für Biokraftstoffe in der EU genutzt werden darf. So hat der weltweit größte Palmproduzent, die Sime Darby Plantation, kürzlich einen Lieferanten ausgeschlossen, weil er Nachhaltigkeitsanforderungen nicht einhält. Zudem hat die Firma 54 weitere Lieferanten aus Indonesien und Malaysia als risikoreich („high risk“) eingestuft. „Ohne den anspruchsvollen europäischen Biokraftstoffmarkt fehlt der Druck auf Anbauländer, sich an Wald- und Naturschutzstandards zu halten. Das hat auch katastrophale Folgen für den Klimaschutz“, sagte Baumann. Die europäischen Nachhaltigkeitsregeln sehen vor, dass die Hersteller von Biokraftstoffen keine Rohstoffe einsetzen, die von ehemaligen Regenwald-, Grünland- oder Torfmoorflächen stammen. Über die Einhaltung dieser global geltenden Regeln wachen Auditoren, die sowohl den Anbau der Rohstoffe als auch die Produktion der Biokraftstoffe überprüfen.

Die deutsche Biokraftstoffindustrie hatte im europäischen Gesetzgebungsverfahren vorgeschlagen, dass festgelegte Mengen von Biokraftstoffen aus Palmöl und Abfällen der Palmölproduktion in Europa gefördert werden. Auf diese Weise hätten die strengen gesetzlichen Nachhaltigkeitsregeln der EU weiterhin ihre Wirkung auf die Produktion von Palmöl im Ursprungsland gehabt. Gleichzeitig wäre die eingesetzte Palmölmenge klar begrenzt und eine Ausweitung der Anbauflächen unterbunden worden. Dies hatte das Europäische Parlament jedoch abgelehnt und sich für ein Ende der Förderung von Biokraftstoffen aus Palmöl entschieden. „Wenn das Europäische Parlament die Regenwaldabholzung wirklich stoppen will, müssen die wirksamen Nachhaltigkeitsregeln für Biokraftstoffe erhalten bleiben und auf die Nahrungsmittel- und chemische Industrie ausgeweitet werden. Mit den jetzigen Bestimmungen wird eine wirksame Waffe im Kampf gegen die Rodung von Regenwald ausgeschlossen“, sagte Baumann. „Der Rückzug aus den Anbauländern führt zu mehr Regenwaldrodung, nicht zu gesteigertem Waldschutz.“

Trotz der verbindlichen Nachhaltigkeitsregeln für Biokraftstoffe wendet sich regelmäßig das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt gegen Biokraftstoffe. Sie argumentieren, dass durch den Rohstoffanbau hervorgerufene indirekte Effekte dazu führen, dass Biokraftstoffe eine schlechte Treibhausgasbilanz aufweisen. Die Behörden bleiben bei ihrer Position, obwohl inzwischen das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) mehrfach die Fragwürdigkeit dieser als iLUC bezeichneten Effekte dargestellt hat. Demnach seien Schätzungen zu indirekten Effekten der Biokraftstoffproduktion höchst unsicher, abhängig von den jeweiligen Modellannahmen und könnten je nach Vorgaben positiv oder negativ sein. „Gänzlich unverständlich wird die Position des Umweltministeriums, wenn man bedenkt, dass der Anteil von Biokraftstoffen am Markt gedeckelt ist. Deshalb sind weitere indirekte Effekte durch den Rohstoffanbau für Biokraftstoffe ohnehin ausgeschlossen“, sagte Baumann. Im Jahr 2018 hatte Palmöl einen Anteil von zwei Prozent an den Rohstoffen zur Biodieselproduktion in Deutschland, in anderen Mitgliedstaaten liegt dieser Anteil deutlich höher. Von dem nach Europa importierten Palmöl – bereits verarbeitet oder als Rohstoff – wird über die Hälfte als Biokraftstoff genutzt.

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Frank Brühning

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